Östliche Flachland-Gorillas in Zoos

AMAHORO / © Heike Arranz Rodriguez
AMAHORO / © Heike Arranz Rodriguez

Der Östliche Flachlandgorilla (Gorilla beringei graueri), auch Grauergorilla genannt (nach dem österreichischen Afrikaforscher Rudolf Grauer) ist eine Unterart des Östlichen Gorillas aus der Primatenfamilie der Menschenaffen (Hominidae). Die zweite Unterart sind die Berggorillas, mit denen Östliche Flachlandgorillas also näher verwandt sind als mit den Westlichen Flachlandgorillas. 

 

Östliche Flachlandgorillas gelten als größte Unterart der Gorillas und somit als größte lebende Primaten. Männliche Tiere können stehend bis zu 1,75 Meter hoch werden (wobei sie meist die Knie etwas gebeugt halten, ansonsten wären sie rund 2 Meter hoch), Weibchen sind wesentlich kleiner. Über das Gewicht männlicher Tiere gibt es unterschiedliche Angaben: manche Quellen sprechen von bis zu 200 Kilogramm, andere von bis zu 275 Kilogramm, die Weibchen sind deutlich leichter und erreichen nur ungefähr die Hälfte des Gewichts der Männchen. Das Fell ist (wie beim Berggorilla) schwarz, ältere Männchen sind wie bei allen Gorillas durch eine Silberfärbung des Fells gekennzeichnet („Silberrücken“), im Gegensatz zu den Westlichen Flachlandgorillas bleibt die Silberfärbung bei ihnen auf den Rücken beschränkt. Von den Berggorillas unterscheiden sie sich darin, dass ihre Haare etwas kürzer sind (insbesondere an den Armen), durch den breiteren, schwereren Körperbau, die längeren Arme und das schmalere Gesicht.

 

Durch die menschliche Besiedlung wurde das Verbreitungsgebiet der Östlichen Flachlandgorillas stark verkleinert. Die meisten Tiere leben heute im Kahuzi-Biéga-Nationalpark, weitere Bestände gibt es im Maiko-Nationalpark und im Itombwe-Wald. Da die Überwachung der Naturschutzgebiete in der Demokratischen Republik Kongo aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Zustände sehr lückenhaft ist, sind diese Tiere durch Bejagung („bushmeat“) und durch die Förderung des Erzes Coltan und die damit einhergehende Lebensraumzerstörung bedroht. Die IUCN spricht von einem beängstigenden Rückgang der Populationen im letzten Jahrzehnt. Mitte der 1990er-Jahre wurde die Gesamtpopulation noch auf rund 17.000 Tiere geschätzt, nach Untersuchungen existieren heute weniger als 5.000 dieser Tiere. Die Unterart wird von der IUCN als „stark gefährdet“ (endangered) gelistet.

 


Grauers Gorillas in (Europäischen) Zoos

VICTORIA / © Heike Arranz Rodriguez
VICTORIA / © Heike Arranz Rodriguez

Über belgische Tierhändler gelangten die ersten Grauer's Gorillas nach Europa. Die meisten Zoos gaben ihre Wildfänge nach Antwerpen ab (u.a. Chester und Hannover). Ende der 50iger Jahre erhielt der Zoo in Antwerpen sogar mehrere Wildfänge gleichzeitig. Die meisten Tiere starben nach wenigen Monaten in der Gefangenschaft oder erreichten nicht das Erwachsenenalter. Die Zuchtbemühungen waren niederschmetternd. Während bei den westlichen Flachlandgorillas Jungtiere überlebten, kamen die ersten Grauer's tot zur Welt oder verstarben wenige Stunden nach der Geburt. 

Der erste Zuchterfolg stellte sich 1968 mit VICTORIA (Foto) ein. Allerdings war man völlig überfordert. So gibt man an, dass VICTORIA's Mutter QUIVU nur etwa 7 Jahre alt war bei der Geburt. Völlig perfide ist, dass VICTORIA's einziges Kind ISABELLE mit ihrem Vater KISUBI gezeugt wurde. Die Haltungsbedingungen in Antwerpen sind von Beton und Gittern geprägt. Angeblich wäre VICTORIA keine Handaufzucht, was jedoch nicht glaubhaft ist. Anfang der 80iger Jahre mit dem Tod von KISUBI wurde die Zucht eingestellt. 2016 starb VICTORIA im Alter von 48 Jahren. Nach ihrem Tod wurde im Zoo Antwerpen mit dem Bau einer Außenanlage begonnen.  


AMAHORO ist die einzige Überlebende der Grauer's Gorillas in europäischen Zoos. Im Alter von 4 Jahren kam sie 1994 im Zoo Antwerpen an. Die Grauer's Gorillas wurden und werden mit westlichen Flachlandgorillas gehalten. AMAHORO ist jedoch weniger an den männlichen Gorillas interessiert. Bei der Eingewöhnung neuer Gorillas in den Antwerpener Zoo spielt sie mit ihrer ruhigen und besonnenen Art eine große Rolle. Sie überragt in der Größe (fast) alle westliche Flachlandgorillas in den Zoos. Ihr Fell ist wesentlich dichter und die Haare länger. 

AMAHORO / © Heike Arranz Rodriguez
AMAHORO / © Heike Arranz Rodriguez

 

Text/ Photos: © Heike Arranz Rodriguez