MENSCHENAFFEN AUF DER ROTEN LISTE

- Gorillas vom Aussterben bedroht

Östlicher Flachlandgorilla / © Heike Arranz Rodriguez
Östlicher Flachlandgorilla / © Heike Arranz Rodriguez

Alle vier Unterarten der Gorillas - zu ihnen zählen der Westliche und der Östliche Gorilla sowie die beiden Unterarten des Westlichen Gorillas Cross-River-Gorilla und Westlicher Flachlandgorilla (mehr dazu weiter unten im Steckbrief) - sind nach Ansicht der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht und stehen damit ganz oben auf der Roten Liste. Gorillas zählen zu den bedrohtesten Tierarten überhaupt. Die Gründe sind die Zerstörung ihrer Lebensräume in Afrika durch Abholzung und Bergbau sowie das Ebolavirus. Außerdem erzielen Wilderer für das Fleisch von Gorillas hohe Preise.


Westlicher Flachlandgorilla

© Heike Arranz Rodriguez
© Heike Arranz Rodriguez

Vom Westlichen Flachlandgorilla, der häufigsten Unterart der Gorillas, gibt es vermutlich noch ein paar Hunderttausend Individuen: Zwischen 2005 und 2013 hat der Bestand aber um fast zwanzig Prozent abgenommen, bis Ende 2018 sollen es noch einmal 13,5 Prozent gewesen sein: Laut Angabe der IUCN gab es zu diesem Zeitpunkt schätzungsweise noch etwa 316.000 Individuen. Setzt sich dieser Trend fort, werden innerhalb von drei Gorilla-Generationen (22 Jahre rechnet man für eine Generation dieser Menschenaffen) achtzig Prozent der Westlichen Flachlandgorillas verschwunden sein (Stand: 2022).


Östlicher Flachlandgorilla

Die einzige Gorilla-Art, die bis dahin "nur" als gefährdet angesehen wurde, gilt seit 2016 ebenfalls als vom Aussterben bedroht: Von 1994 bis 2016 ist die Zahl der Östlichen Flachlandgorillas von fast 17.000 auf weniger als 4.000 Tiere gesunken. Dreiviertel dieser Gorilla-Unterart sind also innerhalb nur einer einzigen Gorilla-Generation verschwunden. Und ihre Zahl sinkt weiterhin jährlich um fünf Prozent.

 

Die IUCN ging 2018 von etwa 2.600 erwachsenen Individuen aus. Der Östliche Flachlandgorilla lebt endemisch im äußersten Osten der Demokratischen Republik Kongo, der seit Jahrzehnten von schweren Unruhen erschüttert wird. Bewaffnete Gruppen sind im Dschungel unterwegs und verhindern, dass nachhaltige Schutzprojekte für die Gorillas durchgeführt werden können. (Stand: 2022)


GRAUER`S GORILLA

Grauer`s Gorillas gehören zu den Östlichen Flachlandgorillas. Genauere Zahlen über ihre Verbreitung existieren aus dem Jahr 2016. 

Die meisten Tiere leben heute im Kahuzi-Biéga-Nationalpark, weitere Bestände gibt es im Maiko-Nationalpark und im Itombwe-Wald. Da die Überwachung der Naturschutzgebiete in der Demokratischen Republik Kongo aufgrund der bürgerkriegsähnlichen Zustände sehr lückenhaft ist, sind diese Tiere durch Bejagung („bushmeat“) und durch die Förderung des Erzes Coltan und die damit einhergehende Lebensraumzerstörung bedroht. Die IUCN spricht von einem beängstigenden Rückgang der Populationen im letzten Jahrzehnt. Mitte der 1990er-Jahre wurde die Gesamtpopulation noch auf rund 17.000 Tiere geschätzt, nach Untersuchungen existieren heute weniger als 5.000 dieser Tiere. Die Unterart wird von der IUCN als „stark gefährdet“ (endangered) gelistet.


Cross-River-Gorilla

Der Cross-River-Gorilla lebt im bergigen Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun, das nur schwer zugänglich ist. Diese Unterart des Westlichen Gorillas ist die seltenste: Von 100 bis 250 Exemplaren geht die aktuellste Schätzung der IUCN aus dem Jahr 2016 aus. Schon seit mehr als zwanzig Jahren gelten sie als vom Aussterben bedroht und stehen auf der Roten Liste.


Berggorilla

Auch der Berggorilla, eine Unterart des Östlichen Gorillas, ist seit Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. In den 1980er-Jahren gab es nur noch ein paar Hundert erwachsene Tiere. Seither konnte sich die seltene Art etwas stabilisieren: Im Jahr 2010 lebten etwa 790 Berggorillas in den Vulkanbergen Zentralafrikas. Mittlerweile gibt es wieder mehr als 1.000 Tiere im Kongo, in Ruanda und Uganda (Stand: 2022). Sie werden von der IUCN seit November 2018 als "stark gefährdet" und nicht mehr als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.

Christof Schenck, Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), glaubt, dass für die positive Entwicklung beim Berggorilla auch ein streng kontrollierter, sanfter Tourismus verantwortlich ist. In Ruanda beispielsweise können kleine Touristengruppen mit einer Spezialerlaubnis eine Stunde bei einer an den Menschen gewöhnten Berggorilla-Gruppe verbringen. Die Erlaubnis kostet derzeit etwa 1.500 Dollar. "Wir haben das mal ausgerechnet: Es gibt etwa 200 Besuchertage im Jahr. Mit einer groben Kalkulation sind wir auf über acht Millionen US-Dollar gekommen - pro Gorilla. Das ist schon gewaltig und ein Riesenpotenzial", sagt Christof Schenck - und: "Keine andere Tierart kann lebend so viel Geld generieren wie Gorillas." Weil die Einnahmen auch in den Naturschutz und in die Bezahlung von Wildhütern fließen, sei diese Form des Tourismus ein wertvoller Beitrag für den Artenschutz.






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